25 Φεβ 2010

Die Hybris und die Schuld Deutschlands gegenueber Griechenland

Seit vielen Jahren waren Meldungen aus Griechenland in den deutschen Massenmedien selten. Nun verfolgt eine breite Öffentlichkeit in Deutschland fast täglich eine aggressive und...

manchmal erpresserische Berichterstattung über die „faulen“ Griechen, die wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage sogar die Stabilität der Europäischen Union bedrohen! Manche Äußerungen gegen das neue und alte Griechenland sind so beleidigend und provokant dass sie an Zeiten erinnern, wo die Volksverhetzung deutsche Staatspolitik war. Das schlimmste ist aber dass man starke antigriechische Gefühle auch im deutschen Volk beobachtet, was offensichtlich in Zusammenhang mit der Kommunikationspolitik der Massenmedien und der deutschen Regierung steht.

Auf der anderen Seite ist der Zorn gegen Deutschland in Griechenland inzwischen so groß, dass man fast überzeugt ist, dass die Scharen deutscher Pamphletisten das „contra errores Graeccorum“ aus der bluttdurstigen Zeit der Kreuzritter und der Frangokratie in Griechenland wiederentdeckt haben. Die Griechen haben noch nicht vergessen wie vor einigen Jahren die Deutschen das serbische Volk verteufelt haben („Serbien in die Knie zwingen“) und vielen scheint es jetzt, dass Griechenland an der Reihe ist. Wenn es aber so ist, dann ist es ganz eindeutig, dass die Deutschen nichts aus ihrer Geschichte gelernt haben und immer noch die Balkanpolitik Großdeutschlands im Kopf haben.

Warum zeigt eigentlich die deutsche Gesellschaft und ihre Eliten ihre Antipathie gegenüber Griechenland so radikal? Und wie ist die ständige Solidarität Deutschlands gegenüber der Türkei zu verstehen, wo bekanntlich alles andere als Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit herrschen? Wissen eigentlich die Deutschen wie viele Milliarden Euro der griechische Steuerzahler jährlich auch für (meistens untaugliche) deutsche Waffen zahlen muss, um die aggressiven Neo-Ottomanen einigermaßen im Zaun zu halten? Haben sie mal darüber nachgedacht wo die sogenannte europäische Solidarität gegenüber einem bedrohten Mitgliedstaat geblieben ist?

Vielleicht möchte „Mutter“ Merkel aus Griechenland einen vom Brüsseler Apparat, der bekanntlich unter Deutschlands Führung steht, absolut abhängigen Vasallenstaat machen. Anders sind die Erniedrigungen, die Diktate und die teutonische Härte mit der sie ins Herz der Souveränität Griechenlands greift nicht zu verstehen. Sie sollten aber zumindest wissen, dass Griechenland einer der besten Kunden Deutschlands ist, und das jährliche Handelsdefizit der Griechen über fünf Milliarden Euro beträgt, sowie auch dass die Deutsche Bank zusammen mit anderen Spekulanten Milliarden Gewinne aus der hiesigen Krise in Griechenland macht.

Dabei sollten insbesondere die Deutschen sehr vorsichtig sein, wenn sie ihre bekannte protestantische Ethik und ihre kaltblütige politicaly correct – Logik so empathisch und arrogant in den Vordergrund stellen. Denn sie könnten ohne weiteres den möglichen Grund eines Untergangs des deutschen Traums für Wohlstand im Sinne des „American Way of live“ aus dem Weg räumen, indem sie die fälligen deutschen Reparationen an Griechenland endlich im vollen Umfang zahlen.

Dass die Deutschen die Schuld an dem in Griechenland verübten Blutbad während ihrer Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg tragen, ist von allen Historikern längst anerkannt. Die Reparationen jedoch, die sie bisher für die fünf- bis sechshunderttausend Opfer des Nazitums und Faschismus, an Griechenland zahlten, sind, verglichen mit denen an andere Staaten, einfach lächerlich! Die Regierung Adenauers überwies 1961 insgesamt 115 Millionen DM als Entschädigung an Griechenland. Nach Einschätzung der Alliierten auf der Pariser Konferenz im Jahre 1946, betragen aber die deutschen Schulden gegenüber Griechenland, nur auf Grund von Plünderungen und Diebstählen, etwa sieben Milliarden Dollar - auf der Basis des Geldwertes von 1938. Auf die heutige Zeit umgerechnet ergibt sich eine Summe von weit über 100 Milliarden Dollar. Zu erwähnen sind außerdem die von Griechenland nach Deutschland zwanghaft exportierten Produkte während des Zweiten Weltkrieges, deren Wert bei ca. 900 Millionen Reichsmark einzuschätzen ist. Zu diesen Beträgen kommen Regierungs- und Besatzungskosten noch dazu. Alles in allem, eigentlich, ein stolzer Betrag der bei weitem reichen könnte die heutige, katastrophale griechische Wirtschaftlage zu retten und damit selbstverständlich die deutschen Ängste vor einer eventuellen Schwächung des Euro zu beseitigen.

Ein bedeutender Umstand bleibt dabei ungenannt und spielt bisher im Konzert der Rechnungen und Gegenrechnungen keine Rolle, weil er wahrscheinlich weitgehend unbekannt geblieben ist. Nach Berechnungen Athener Ökonomieprofessoren beträgt nämlich der Kredit, den Griechische Banken während des Krieges dem Hitlerregime zu gewähren hatten, etwa 13,5 Milliarden DM (auf der Basis des Geldwertes von 1990). Das führte bekanntlich zu einer Hungerkatastrophe im Jahre 1941-42, bei der Hunderttausende Griechen einen schrecklichen Tod fanden. Die Rückzahlung bzw. Verrechnung dieser Gelder ist erstaunlicherweise weder geschehen noch Gegenstand irgendwelcher Verhandlungen gewesen. Das ist eine weltweite Einmaligkeit.

Die angestellten Untersuchungen über die Ungerechtigkeiten und die Gräueltaten der Deutschen Besatzungsmacht in Griechenland sind zahlreich und verstauben in den Schubladen vieler griechischer Ministerien. Aus diesem riesigen Beweismaterial wird aber deutlich dass der Kapitel Reparationszahlungen noch bei weitem nicht abgeschlossen ist. Die Ansprüche des griechischen Staates sind durch das internationale Recht eindeutig begründet.

Trotzdem vermeiden es alle griechischen Regierungen ihren gerechten Forderungen Ausdruck zu verleihen und das Thema wird andauernd vertagt. Angesichts der schwachen Lage Griechenlands im Machtgefüge der E. U. könnte man meinen, dass an dieser passiven Haltung aller griechischen Regierungen die wirtschaftlichen und politischen Erpressungen Deutschlands schuld sind, dessen führende Position in Europa außer Zweifel steht und die all zu oft, zu arrogantem Verhalten führt.

Gerade jetzt, wo die wirtschaftliche Lage in Griechenland so ernst ist, und im Namen der gleichwertigen Zusammenarbeit der Völker und des internationalen Rechtes, müssten die Bemühungen um die griechische Rechte auf Reparationszahlungen gestärkt werden. Von den griechischen Regierungen kann man eigentlich keine Initiative erwarten. Deswegen haben inzwischen fast 55.000 Opfer des Nazismus in Griechenland selber die Initiative ergriffen und Deutschland angeklagt. Bald werden die internationalen Gerichte das Wort haben um endlich Gerechtigkeit zu sprechen. Das könnte die Aussöhnung zwischen Griechen und Deutschen fördern. Die Frage ist aber ob die Deutschen Aussöhnung und Gerechtigkeit wollen.

Apropos, man liest auch in deutschen Medien (www.akweb.de) dass Euro-Banken noch 800 Mrd. Euro Forderungen aus Portugal, Spanien und Griechenland halten. Allein letzteres schuldet deutschen Banken noch 30 Mrd. Euro. Unter diesem Aspekt ist Folgendes ganz klar: „Wieder einmal sind es vor allem die zu garantierenden Bankenprofite, die die politische Agenda bestimmen. Und für diese sind die EU-Länder dann auch gerne gemeinsam stark“.

Wassilis Stoilopoulos

Athen, 24-2-2010
 
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